Vita ausführlich

 

Der in Wien geborene Dirigent Andreas Stoehr zählt zu den musikalisch vielseitigsten Vertretern einer Generation, die stilistische Sachkenntnis und fundiertes Kapellmeisterhandwerk mit den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis zu verbinden weiß.
Die Bandbreite seines dirigentischen Repertoires umfasst alle Sparten des Musiktheaters und der symphonischen Literatur, und reicht von den Opern Monteverdis bis zur zeitgenössischen Moderne.
Neben der Liebe zur Barockmusik stehen für Andreas Stoehr zweifellos das Werk Mozarts und gleichsam als Gegenpol, Opern des 20. Jahrhunderts (Debussy, Bartok, Ravel, Schönberg, Berg, Strauss, Zemlinsky) im Zentrum der bisherigen Tätigkeiten.

Seine musikalische Ausbildung an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (vormals Konservatorium der Stadt Wien) erhielt Andreas Stoehr bei David Lutz (Korepetition und Liedbegleitung), sowie Reinhard Schwarz und Gennadij Roshdestwenskij (Dirigieren). Nach ergänzenden Studien der Musikwissenschaften an der Universität Wien erfolgte sein Debut an der Wiener Kammeroper mit Giovanni Paisiellos „Il Barbiere di Siviglia“. Den Grundstein für seine weitere Karriere als Operndirigent legte ein Engagement am Opernhaus Graz, gefolgt von ersten Einladungen ins Ausland.
Von 1989 bis 1996 war Andreas Stoehr Gastdirigent an der Staatsoper Prag und widmete sich einer zunehmend internationalen Konzerttätigkeit.

Nach seinem Debut mit den Wiener Symphonikern 1996 wurde er von Pierre Médecin zum Musikdirektor der traditionsreichen Opéra Comique Paris berufen. Die besondere Affinität für das Werk Mozarts konnte der Dirigent hier ebenso unter Beweis stellen, wie bei Opern des französischen Repertoires – namentlich Bizets „Carmen“ – und Opern von Ravel und Poulenc. Des weiteren erfuhren unter der Leitung Andreas Stoehrs Stücke wie Luciano Chaillys „La Cantatrice Chauve“ und Victor Ullmanns „Der Kaiser von Atlantis“ ihre französische Erstaufführung.
Im Rahmen eines Projektzyklus’ mit dem Orchestre Philharmonique de Liège brachte Stoehr im Jahr 2000 das gesamte symphonische Schaffen Robert Schumanns zur Aufführung, bevor er sich parallel zu seinem Engagement an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg von 2001 bis 2004 als Erster Dirigent des Theaters in St. Gallen auch in der Schweiz einen Namen machte. Hier waren es neben einer Einstudierung von Verdis „Otello”, in der Regie Giancarlo del Monacos, vor allem die Schweizer Erstaufführungen von Max v.Schillings „Mona Lisa“ und André Previns „A Streetcar named Desire“, die Andreas Stoehrs vielseitige musikalische Interessen belegen.

Von 2001 bis 2008 wirkte der Dirigent an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, wo er sich u.a. mit der Monteverdi-Trilogie („L‘Orfeo“, „II Ritorno d‘Ulisse in Patria“ und „L’Incoronazione di Poppea“ - ebenfalls mit Regisseur Christof Loy), sowie mit Werken Scarlattis und Händels international profilieren konnte. Neben Neueinstudierungen von Opern Mozarts und R. Strauss, sowie Werken des Repertoires von Wagner und Puccini erweiterte er sein Opernrepertoire mit Premierendirigaten von Debussys „Pelléas et Melisande“ (R.: Christof Nel) und Beethovens „Fidelio“ (R.: Amélie Niermayer)

In den Folgejahren war Stoehr in Skandinavien und in der Schweiz regelmässiger Gast: er debütierte 2009 an der Königlichen Oper Stockholm mit Händels „Serse“, kehrte nach seiner Einstudierung von Mozarts „Lucio Silla“ ( R.:Christof Loy) an die Königliche Oper Kopenhagen mit einer musikalischen Neueinstudierung von „Die Zauberflöte“ zurück, und dirigierte die Premiere von Cavallis „La Calisto“ ( R.:Philipp Himmelmann ) am Grand Théâtre de Genève.

Es folgten Mozarts „Cosi fan tutte“ an der Oper Leipzig in einer musikalischen Neueinstudierung (R: Peter Konwitschny) sowie 2011 Konzerte mit Werken der Jahresregenten Franz Liszt und Gustav Mahler. Seine musikalische Vielseitigkeit stellte der Dirigent durch eine Wiederaufnahme von Alban Bergs „Wozzeck“ (Stockholm), sowie einer konzertanten Aufführung von Giacomo Meyerbeers Oper „Emma di Resburgo“ im Wiener Konzerthaus unter Beweis. Letztere ein Werk, welches seit den Zwanziger-Jahren des 19. Jahrhunderts nicht mehr gespielt wurde. Zum ersten Mal war dabei eine Oper aus der italienischen Phase Meyerbeers auf Originalinstrumenten zu hören, welche in der Umsetzung mit einem hochkarätigen Spezialistenensemble ihre Wieder(ur)aufführung erlebte.
Die Leidenschaft des Dirigenten für Komponisten und Partituren, die sich stilistisch in Zonen des Überganges bewegen, fand hier nach Schuberts „Der Graf von Gleichen“ (UA: Styriarte 1997) und Glucks „Ezio“ (Weltersteinspielung der Prager Fassung, erschienen bei Coviello Classics) ihre gelungene Fortsetzung.
2015 und 2016 erfolgten CD Einspielungen mit Werken der jungen Komponistin Andreas Tarrodi für das schwedische label db-productions, sowie eine Einspielung des Violinkonzerts der schwedischen Komponistin und Brahms-Zeitgenossin Amanda Maier-Röntgen. Diese CD erhielt eine Nominierung für den Grammi Award Sweden 2016.

Von 2012 bis Ende der Spielzeit 2019 betreute Andreas Stoehr als Künstlerischer Leiter und Intendant die Schlossfestspiele in Langenlois, wo er mit Operettenproduktionen abseits des mainstreams die Theaterszene Niederösterreichs wesentlich geprägt hat.

Eine intensive Gastiertätigkeit ergänzt diese Eckdaten: so arbeitete Andreas Stoehr mit Orchestern wie den Münchner und Wiener Symphonikern, dem Ensemble Orchestral de Paris, dem Orchestre National de Lille, dem Orchestre National d‘Ile de France, dem Orkest van het Oosten, Het Brabants Orkest, dem Residenz Orchester Den Haag und mit dem Rotterdam Philharmonic.
Konzerte mit dem WDR-Rundfunkorchester, dem Stavanger Symphony Orchestra, den Duisburger Philharmonikern, den Staatsorchestern von Braunschweig, Halle und Hannover, dem L’orchestre de Chambre de Genève, der Kammerakademie Potsdam, dem Wiener Kammerorchester, dem Aarhus Symphony Orchestra und dem Orchester „Recreation“ Graz bereicherten auf diese Weise eine Tätigkeit, die sich nicht nur auf das Gebiet der Oper erstreckt.
Ferner trat Andreas Stoehr bei so renommierten Festivals wie Styriarte Graz, Wiener Klangbogen, Festival de Musique Montreux-Vevey und den Händel-Festspielen Halle auf und absolvierte Gastdirigate an den Opernhäusern von Luzern, an der Nationalen Reisoper Holland (Schönbergs „Erwartung; R.: George Tabori) und dem Teatro Massimo di Palermo.

Grenzüberschreitungen:

In Kooperation mit der Deutschen Oper am Rhein und dem Düsseldorfer Schauspielhaus erarbeitete Andreas Stoehr 2006 das Projekt „Herz und Mund und Tat und Leben“ – ein Kammerspiel, das in der Regie von Amélie Niermayer die Musik und den Text der geistlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs in einen theatralischen Kontext setzte.

Zwischen 2012 und 2019 leitete der Dirigent als Intendant und Künstlerischer Leiter erfolgreich die Schlossfestspiele Langenlois in Niederösterreich.
 
Seit 2013 bekleidet Andreas Stoehr zudem eine Professur an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien und gibt als Leiter der Dirigentenklasse und Künstlerischer Leiter des Sinfonieorchesters seine Erfahrungen an die jüngere Generation weiter.
Das Engagement und der Einsatz für eine jüngere Künstlergeneration zeigte sich in einer fulminanten Aufführung von Leonard Bernsteins monumentaler „MASS“ im Grossen Saal des Wiener Musikvereins im November 2018.

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